Ein Ort für Freizeit, Urlaub und Sport in Bad Emstal feiert Geburtstag
Jutta Schmidt Machado, 16.09.2021
Heute vor 70 Jahren feierten die Sander Naturfreunde am Emser Berg die Einweihung ihres Naturfreundehauses. Damals lagen zwei Jahre intensiver ehrenamtlicher (Bau-)Arbeit hinter ihnen, innerhalb derer das Vereinsheim von der Planung bis zur Fertigstellung errichtet wurde.
Aber die Idee zum Bau gab es bereits in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Sander Naturfreunde gründeten ihre Ortsgruppe am 18.12.1921 in der Gaststätte zum Kühlen Grund. Durch ihren regen Kontakt mit anderen Naturfreunden und die Möglichkeit, in den Naturfreundehäusern preiswert zu übernachten, planten sie seit 1923 den Bau eines eigenen Hauses. Sie kauften Baumaterialien und brachen Sandsteine im Steinbruch. Die Inflation machte jedoch den Bau wirtschaftlich unmöglich. Außerdem wurden die Naturfreunde 1933 im Gau Niederhessen-Südhannover, zu dem auch Sand zählte, von den Nationalsozialisten verboten.
Die NaturFreunde gehörten zu den ersten Organisationen, die sich nach der NS-Diktatur wiedergründen konnten. Im Oktober 1945 hatten die amerikanischen Naturfreunde in der „Frankfurter Rundschau“ einen Aufruf zur Neugründung der Organisation aufgerufen, da sie klar in einer antifaschistischen Tradition stand. Die nordhessischen Naturfreunde waren nun sowohl mit ihrer Wiederherstellung der Ortsgruppen sowie mit der Wiedererlangung des Meißnerhauses, welches von den Nationalsozialisten enteignet worden war, beschäftigt.
In Sand fand die die erste Versammlung am 9.8.1947 wiederum im Gasthaus zum Kühlen Grund statt. Willi Heinemann, der vor dem Faschismus erster Vorsitzender gewesen war, wurde in derselben Funktion wiedergewählt.
Als 1948 die Jugendlichen den Bau eines eigenen Hauses vorschlugen, nahm der Vorstand die Verhandlungen mit der Gemeinde auf, um schließlich ein Grundstück am Emser Berg zu erwerben. Das Guthaben der Vereinskasse betrug 35 DM. Ein Bauausschuss wurde gebildet – Mitglieder waren W. Heinemann, H. Wieber, H. Gorissen, Karl Oliv und Barthel Schmidt. Die Arbeiten am Haus fanden am Wochenende, auch sonntags statt. Von Juli bis September 1949 wurden in mühseliger Arbeit die Fundamente ausgehoben. In den anschließenden Monaten brachen die Naturfreunde Sandsteine im Merxhäuser Steinbruch. Am 21. Mai 1950 konnte endlich die Grundsteinlegung gefeiert werden. Barthel Schmidt und Willi Rudolph mauerten folgende Urkunde ein:
“Vier Jahre nach dem Völkermorden haben die Naturfreunde von Sand beschlossen, ein Jugend- und Wanderhaus zu bauen. Die Gemeinschaftsarbeit wird in selbstloser Weise von den Mitgliedern verrichtet. Möge die Jugend das anerkennen.”
Der zehnjährige Schüler rezitierte ein Gedicht über Wandern, Naturfreunde-Sein und generationelle Fragen.
Der Bau fand in Eigenleistung, d.h. durch ehrenamtliche Arbeit am Wochenende, statt. Der harte Kern der Bauarbeiter bestand aus Willi Heinemann, Heinrich Gorissen, Barthel Schmidt, Hans Umbach, Heinrich Wieber und Karl Oliev.
Am 16.9.1951, wurde das Haus feierlich eingeweiht und auch das 30-jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Dazu kamen viele andere Ortsgruppen, die mit Musik und Tanz die Feier bereicherten.
Das Ziel, neben dem Vereinsheim, Wandernden und Reisenden eine gute und preiswerte Unterkunftsmöglichkeit zu bieten, wurde schnell in Anspruch genommen. Seit der Einweihung ist das Haus im Rahmen seiner Kapazitäten gut ausgebucht und verzeichnet durchschnittlich über 4000 Übernachtungen im Jahr.
Die Naturfreunde renovieren, modernisieren und erweitern das Haus beständig. 1955 wurde eine Wohnung für die Hauswarte angebaut, 1982-85 wurde das Haus um einen Anbau erweitert, der 1995 noch einmal aufgestockt wurde. Das Außengelände wurde um eine Grillhütte, ein Backhaus, ein Bootshaus, ein Tipi und im letzten Jahr um eine Umweltwerkstatt erweitert. So können Mitglieder und Gäste auf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten in einer landschaftlich reizvollen Umgebung zurückgreifen.