Tom Gurtmann, 07.07.2020

Das Naturfreundehaus der NaturFreunde Bad Emstal e.V. ist am oberen Ende eines Hanges südlich der Ems in den 60er Jahren erbaut worden. Wie Bilder aus der Zeit zeigen, war der Hang unbewaldet mit großen Heideflächen. Diese sind durch die traditionelle Beweidung des Hanges durch die Sander Ziegen entstanden. Heute, 60 Jahre später, hat sich aufgrund der fehlenden Beweidung eine Waldsukzession bestehend aus Aspe, Weide, Ahorn, Birke, Vogelbeere, Esche, Hainbuche, Rotbuche, Eiche und Vogelkirsche entwickelt.

Durch die Wiederaufnahme der Beweidung auf einer Teilfläche (0,25 ha unterhalb des NFH) wird die baumfreie Heidefläche wiederhergestellt. Durch die Schaffung dieser Fläche steigert sich die Biodiversität auf der Fläche selbst durch veränderte Habitatbedingungen und an den Rändern durch die Entwicklung eines Waldrandes mit Strauch- und Krautschicht.

Nach Fertigstellung des Zaunes, 1,5 m Knotengeflecht mit zusätzlich Elektrozaun innen, sind am 1. Mai unsere neuen Gäste eingezogen. Zwei Ziegen mit ihren Lämmern, eine große Weiße mit braunem Bocklamm und eine Schwarze mit einem weißen Ziegenlamm. Ohne zu zögern haben sie angefangen, nicht nur alles erreichbare Grün aufzufressen, sondern auch die Rinde von Eschen und Weiden abzuschälen. Nach nun 2 Monaten gibt es keine erreichbaren Blätter mehr an Büschen und Bäumen und die Brombeeren und Brennnesseln sind fast bis zum Boden abgefressen. Jetzt müssen wir jeden Tag ein bis drei kleine Bäume fällen, um den Tieren ausreichend Nahrung zu geben.

Soweit die trockenen Informationen.

Was wir nicht erwartet hatten, ist der große Zuspruch, den das Ziegenprojekt bei NaturFreundInnen und BürgerInnen der Gemeinde erfahren hat. Naturfreundekinder haben spontan einen Film gedreht (http://naturfreunde-bad-emstal.de/?p=15279 ), Spaziergänger ändern ihre Routinerunde um die Ziegen zu besuchen, Eltern müssen mit ihren Kindern Umwege machen um die Ziegen zu sehen und Pia kümmert sich besonders liebevoll um die Ziegen und nimmt sie auf kleine Wanderungen der Ortsgruppe als Begleiter mit. So hat sich eine neue spannende Situation ergeben, die soziale und ökologische Aspekte bestens vereint. Wir sind alle sehr gespannt, wie es sich weiter entwickelt, da ja genug offene Fragen bleiben. Was passiert mit den Ziegen im Winter, was mit dem Nachwuchs, wie kommt es zu Neuem, wie entwickelt sich die Vegetation auf der Fläche, reicht die Fläche um die Ziegen zu ernähren, bleiben sie gesund usw., usw. Da heißt es beobachten und richtig reagieren – auf jeden Fall liegt eine spannende Zeit mit vielen, hoffentlich schönen, Überraschungen vor uns.

Wer sich weiter informieren möchte, schaut einfach auf die Seite der NaturFreunde Bad Emstal e.V. ( http://naturfreunde-bad-emstal.de/ ).